Abschiedsrede als Wehrführer

Liebe und verehrte Gäste,  liebe Feuerwehrkameraden- und Kameradinnen!

…Es ist für mich in einigen Wochen die Zeit gekommen, um von Euch und Ihnen zumindest als Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Mölln Abschied zu nehmen. Einen bekannten Spruch des ehemaligen sowjetischen Ministerpräsidenten Gorbatschow möchte ich nämlich nicht hören müssen: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ und „Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist.“ …

Seit 35 Jahren gehöre ich dem Wehrvorstand an.  Die Stunden, die ich über den Einsatz-und Ausbildungsdienst hinaus geleistet habe, sind nicht zu zählen. Ich habe in den letzten 2 Jahren einmal Buch geführt.  In der Regel waren es ca. 30 - 35 Stunden im Monat. So geht mein Dank auch an meine Familie – an meine Frau und meine Kinder.  Nicht ohne Grund sagte mein Sohn einmal! „Ich will ein ganz normaler Mann werden!“

Liebe Kameradinnen und Kameraden,

24 Jahre war ich euer stellv. Wehrführer. In dieses Amt musste man mich 1982 drängen. Ich weiß noch genau, wie Willi Damm damals mit einigen Feuerwehrkameraden an einem Sonntagmorgen erschien und sie auf mich einredeten. Dann bekam ich das Vertrauen der  Wehr und wir beide wurden zusammen mit den Vorstandsmitgliedern ein starkes Team, das die Möllner Wehr zum Wohl unserer schönen Stadt durch alle Höhen und manchmal auch Tiefen geführt hat.  Viel haben wir erreicht. Der Fahrzeugpark wurde erweitert und modernisiert. Vom Eichholzberg zogen wir später in unser neues Gerätehaus  hier am St. Florian-Weg. Wir haben eine hervorragende Ausrüstung, eine motivierte Truppe.

Vieles mussten wir im Auge behalten.  Neben der Einsatzabteilung, die gewaltig angewachsen ist (von ca. 40 im Jahre 1971 auf nahezu 100 (mit Aufnahmestopp) -  nunmehr sind wir: 92), gab es immer schon die Ehrenabteilung, den Spielmannszug, dann die Jugendfeuerwehr und die passiven Mitglieder. Hinzu kamen dann später noch unsere Brandschutzerzieher.

Sehr  viel geschieht außerhalb des Dienstes und der Einsätze.  Ich denke, dass auch Sven dies in den letzten Jahren erfahren konnte. Nur so kann und konnte  man unsere Organisation in der Gemeinschaft und in der Stadt verankern.

Die Verbindungspflege zu den passiven Mitgliedern und den Mitbürgern, die der Freiwilligen Feuerwehr Mölln  wohlgesonnen sind, ist unendlich wichtig.  Nur so war es mir gelungen, innerhalb einer recht kurzen Zeit ca. 16.000 € für die Wärmebildkamera zusammen zu bekommen. Hans-Hermann konnte das Geld für den Passat besorgen.

Tief getroffen haben mich der Tod des Jugendfeuerwehrwartes Jürgen Köhler, der auf der Fahrt zur Landesfeuerwehrschule an den Folgen eines  nicht selbst verschuldeten Verkehrsunfalles verstarb, sowie der Tod des Spielmannszugführers Friedrich Siemers, der während eines Auftrittes in Bald Oldesloe verstarb.

Zu den positiven Höhepunkten gehörten  sicherlich der Kreisverbandstag, die Jubiläen der Möllner Feuerwehr aber  auch die Grenzöffnung und die Fahrt nach Wittenburg an Heiligabend 1989! Mit den Wittenburgern sind wir bis heute "befreundet"...

Als ich in die Feuerwehr eintrat, gab es 2 Tanklöschfahrzeuge, eine DL 17, die später durch eine gebrauchte Drehleiter aus Wilhelmsburg ersetzt wurde,  ein LF 16-TS und einen Ölschadensanhänger. Der erste mir noch sehr gut erinnerbare Schock kam, als plötzlich im Jahre 1974 die Ölkrise uns autofreie Sonntage bescherte. In der Feuerwehr kam eine heftige Diskussion auf, ob wir im Alarmfall denn überhaupt mit unserem Privatwagen zur Feuerwache fahren durften – und dann kam das „Großfeuer“. In Kühsen brannten an einem Sonntagmittag in der Dorfmitte drei Häuser.  Aber natürlich wir durften mit unseren Privatfahrzeugen fahren. In der Freiwilligen Feuerwehr Mölln waren uns sonst gewohnte Übungsfahrten in dieser Zeit  strikt untersagt.

Die Brände im Rahmen der Möllner Brandanschläge, der Brand des alten Speichers in der Hauptstraße, das Großfeuer Michelsen, der Brand des Geschäftshauses in der Hauptstraße, der Brand des „Stinnes Baumaktes“,  das Feuer bei HELRO, das Feuer in der  alten Frauenklinik sowie der große Waldbrand in Bröthen sowie Flächenbrände an der innerdeutschen Grenze, wo dann Grenzsoldaten mit der Maschinenpistole aus 1m Entfernung auf mich zielten sind / waren  Ereignisse, die ich nicht vergessen werde.

Insgesamt sind die  jährlichen Einsatzzahlen deutlich gestiegen: z.B.

1971:   41 (29 Feuer /  12 TH und sonstige)

1981: 116 (33  /   83)

1991: 237 (65  /172)

2001: 122 (27 /   95)

2011:  bisher 173 (52 Feuer  - 2 Großfeuer (Kittlitz/Ritzerau)

6 Mittelbrände (z.B. Gudow / Lehmrade / Poggensee)

69 TH / 5 sonstige / 5 Sicherheitswachen / 43 Fehlalarme)

 

Das Einsatzspektrum hat sich im Laufe der Zeit deutlich verändert.  Dies führte auch zu Veränderungen in der Organisation und Ausrüstung der FFW Mölln. Der Bereich der Technischen Hilfe steht deutlich im Vordergrund. Die Problematik im Bereich Gefahrgut – damals waren es PCB-haltige Transformatoren – führte zur Bildung einer Gefahrgutgruppe in der Möllner Feuerwehr. Zwischenzeitlich gibt es nun sogar den Löschzug-Gefahrgut. Die Feuerwehr befindet sich also immer in einem Veränderungs- und Anpassungsprozess…

 Als ich  1971 in die FFW Mölln eintrat hatten wir alle blaue Kombi – zu Hause. Einige Helme befanden sich an Haltestangen in den Fahrzeugen. Oft fuhren wir in Zivil zum Einsatz – zogen  uns orange Jacken über…

Kurz nach dem Umzug zum Eichholzberg folgten dann, weil es Vorschrift wurde, die rot-organge-farbenen Einsatzjacken und dann die kompletten  schwarzen Schutzanzüge in leichter und schwerer Ausführung, wie wir sie noch heute tragen. Dazu kam die finanzielle Sicherstellung der Stadt zur notwendigen Fahrzeugbeschaffung.  Unsere heutige Ausrüstung kann sich sehen lassen. Darauf bin ich stolz und dafür bin ich dankbar. Im Grunde ging alles ständig aufwärts.

Seit einiger Zeit jedoch  sehen viele Menschen – aber auch die Stadt Mölln - ihre eigene wirtschaftliche Entwicklung gerade umgekehrt. Wer ist davon nicht betroffen?

Wir kommen von einem hohen Wohlstands- und Versorgungsniveau, getragen von einem jahrzehntelangen Wirtschaftswachstum, aber – und man darf davor die Augen nicht verschließen - von einer unfassbaren, erschreckenden Staatsverschuldung...

Warum sage ich dies. Die Stadt Mölln hat immer den Schutz ihrer Einwohner im Auge gehabt. In meiner  Amtszeit als Wehrführer konnten wir eine der modernsten Drehleitern  beschaffen. Hinzu kamen der Logistik-LKW und ein neues Transportfahrzeug. Der Erweiterungsbau der Feuerwache ist angeschoben und hat die ersten Hürden genommen.  Vermutlich wird im nächsten Jahr mit dem Bau begonnen. Die Ersatzbeschaffungen für das LF-16-TS und den Einsatzleitwagen sind auf den Weg gebracht. Der ELW ist bestellt. Das neue LF 20 geht in die Ausschreibung.

Trotz der immer enger werden Finanzen hat die Stadt Mölln ihre Feuerwehr immer mit dem Notwendigen versorgt. Andere mussten zurückstecken.

In den  90-ziger Jahren ging so  manche Haushaltssperre zum Ärger anderer an uns vorbei. Die Sicherheit der Bevölkerung steht und stand  ganz oben. Dies war nicht immer so. Hier spiegelt sich aber ein Grundvertrauen von Politik und Verwaltung in die langjährigen Führungskräfte  der Möllner Feuerwehr wieder.  Ein Vertrauen, dass in vielen Gesprächen und über viele Jahre aufgebaut wurde…

Die hohe Staatsverschuldung und die Finanzkrise werden  auch für die Feuerwehr Mölln Auswirkungen haben. Sicherlich sind nicht mehr alle Wünsche – zumindest nicht immer so kurzfristig – erfüllbar. Wir müssen sehen, wo wir dann die Prioritäten setzen – nur die Sicherheit der Bevölkerung unserer Heimatstadt darf nicht leiden. Auch das Fahrzeugkonzept wird immer wieder überdacht und den Bedürfnissen unserer schönen Heimatstadt angepasst werden müssen.

Die meisten von Euch  haben von all diesen Hintergrundaktivitäten und Gesprächen des Vorstandes und der Wehrführung  kaum etwas mitbekommen, und das musste ja auch nicht sein, denn dafür hattet Ihr  ja Eure Feuerwehrführer für solche Aufgaben gewählt.  Die Wehrführung und der Wehrvorstand vertreten die Feuerwehr nach außen.  Feuerlöschen kann jeder, aber die andere Arbeit muss  auch absolviert werden – und muss auch von den zukünftigen Wehrführungen gemeistert werden …

Als unser Ehren-Gemeindewehrführer vor 6 Jahren nicht wieder antrat, wollte auch ich aufhören. Viele Kameraden aber auch der damalige  Bürgermeister baten mich, als Wehrführer zu kandieren.  Das damalige Wahlergebnis hat mich sehr beindruckt.  Mit der Wahl von Sven habt ihr mir einen kompetenten Stellvertreter zur Seite gestellt. Auch wir beide konnten – immer unterstützt von den anderen Vorstandsmitgliedern -  in den letzten 6 Jahren viel für die Möllner Feuerwehr erreichen…

Die Führungskräfte haben in der Regel einen deutlichen Wissensvorsprung, wissen viele private Dinge, die ihnen anvertraut wurden.  Diese Dinge beeinflussen viele ihrer Entscheidungen. Grundvertrauen muss da sein, sonst kann man nicht „Führen“ ...

Eine Feuerwehr zu führen, hieß  für mich auch:  Zuzuhören, wenn einer von Euch mit Nöten kommt, zu helfen, soweit es möglich ist, aber auch nein zu sagen, wenn ein falscher und unrichtiger Weg begangen wird. Ich hoffe, dass mein Nachfolger ähnlich denkt und für euch da ist.

Nach diesen Grundsätzen habe ich versucht, in den 35  Jahren in der Führungsriege der Freiwilligen Feuerwehr Mölln  meine jeweiligen Ämter in vollem Bewusstsein der übernommenen Verantwortung auszuüben und  auch meine mir unterstellten Leute entsprechend  auszurichten und zu beeinflussen.

Nicht zu verschweigen ist aber auch, dass die Wehrführung  das Gemeinwohl im Auge haben muss. Wir haben den entsprechenden Amtseid abgelegt  Dies ergibt auch manchmal einen Widerspruch zu den Wünschen und Forderungen der Kameraden. Denn wir sind eine städtische Einrichtung und müssen auch immer die Situation der Stadt im Auge haben.

Nur noch wenige Wochen stehe ich hier vor Euch als Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Mölln!

 

Liebe Kameradinnen und Kameraden,

habe ich jemand als Wehrführer verletzt oder brüskiert, so bitte ich um Verzeihung. Seht mir dies bitte nach.

Ich hinterlasse und übergebe meinem Nachfolger in 6 Wochen eine der schönsten und interessantesten Funktionsstellen in der Möllner Feuerwehr und wünsche ihm viele interessante und schöne Jahre auf diesem Platz. Für das neue Amt wünsche ich meinem Nachfolger viel Einfühlungsvermögen, Geduld, Objektivität und auch ein Quäntchen Glück, das jeder von uns braucht.

Ich habe gern für unsere schöne Stadt Mölln und für die Freiwillige Feuerwehr Mölln gearbeitet. Es waren schöne Jahre. War es wenig? War es viel? Hat es sich gelohnt ?

Wenn ich unter dem Strich alles zusammenzähle, würde ich ohne zu zögern sagen: Ich habe es nicht bereut!  Es hat sich gelohnt. Ich war und bin stolz,  die Farben der FFW Mölln vertreten zu können und möchte es auch gerne noch weiter tun.

Die FFW Mölln ist in der Stadt Mölln fest verankert – dies war nicht immer so. Die Älteren unter wissen sicherlich, dass dies auch mal anders war.   Jeder weiß, auf uns ist immer Verlass! Wenn wir gebraucht werden, sind wir da! Auch manchmal sehr kurzfristige Sachen kriegen wir hin. Wir haben noch nie jemand, der unsere Hilfe braucht,  hängen lassen.

Einen herzlichen Dank an alle meine Weggefährten und meine Kameradin und Kameraden im Wehrvorstand sowie an alle, die mir immer das Vertrauen geschenkt, mit mir loyal zusammengearbeitet  und mich unterstützt haben.